Wenn ich das wüsste (Rathaus Stadtbergen, 2017)


Baukunst, Bildhauerei, Malerei, Zeichnung, Grafik und auch das Kunsthandwerk galten im 19. Jahrhundert als vorrangige Kunstgattungen der bildenden Kunst. Heute wird dieser Begriff sehr viel weiter gefasst: Man spricht heute nicht mehr nur von Bildhauerei, sondern von Plastik, Skulptur, Objekt, Assemblage und sogar Installation. Auch Malerei, Zeichnung und Grafik haben sich weiterentwickelt, sind um die Fotografie erweitert worden und greifen heute auf vielfältige Materialien zurück. Der Fachbegriff der „Mischtechnik“ ist heute längst etabliert, und wenn Kunstwerke schlicht als „Arbeiten“ bezeichnet werden, dann kommt das sicher nicht vom altbekannten Karl Valentin Zitat „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“. Vielleicht ist es heute einfach oftmals zu schwierig, die exakte Kunstgattung zu erkennen. Elisabeth Bader macht es dem Betrachter in dieser Hinsicht schwer und einfach zugleich: Sie fertigt plastische Objekte aus unterschiedlichen Alltagsmaterialen.

Die Werke bilden einen komplexen Erzählraum, der sein Vokabular aus ungewöhnlichen und teils befremdlichen Techniken bildet. Ausgangspunkt vieler Arbeiten sind akribische Beobachtungen in der Natur, die anschließend in Zeichnungen, vielschichtige Collagen und lebendig anmutende Objekte transformiert werden. Der Einsatz von Wegwerfmaterial verdeutlicht die Mehrfachverwertung von augenscheinlich nutzlos Gewordenem und betont die Achtung und den Respekt vor der Natur.

Das verwendete Material wirft aber Fragen auf: Warum Zitronenschalen? Warum Teebeutel? Warum alte Stoffreste? Warum Backpapier, Wachs, Draht? Daher auch der Titel der Ausstellung: „Wenn ich das wüsste ...“