Skulpturen-Sonderpreis 2013 der Kreis- und Stadtsparkasse Kaufbeuren
Begründung der Jury, Dr. Markwart Herzog, Direktor der Schwabenakademie Irsee
Die Anteile beider Künstler sind klar unterscheidbar: Von Becker stammt der Kern aus Stahlbeton, von Bader der Kokon aus Drahtgeflecht. Der besondere ästhetische Reiz des Werks besteht in einer dialektischen Struktur, die sich in viele Richtungen ausspinnen lässt und gleichsam zum Sinnieren einlädt: Frau und Mann, Schwarz und Weiß, Außen und Innen, Hülle und Kern, Grafisches und Plastisches, Elastizität und Härte, Leichtigkeit und Schwere, Verbergen und Enthüllen, Nähe und Ferne. Der Betrachter wird durch diese Dialektik in Bewegung gesetzt, er muss Abstand nehmen, um das ganze Werk in den Blick zu bekommen, und er muss ganz nah herantreten, um seine filigrane Detailstruktur zu erfassen – die vegetative Formen abbildende Oberfläche und Gestalt des Betonkerns und das teilweise Volumen annehmende Drahtgewebe.
Elisabeth Bader ist in Schwaben bekannt für ihre leichtgewichtigen, skurril-geheimnisvollen Objekte, denen sie eigenwillige, fantasievolle Namen gibt. Gern arbeitet sie mit dem Verpackungsmaterial Papier. Bei „Elwiding“ indes verhüllt sie mit einem Geflecht, das aus über 4 km dünnem Draht besteht. Wie ein Textil gewoben, ist es teils ganz dicht, sodass es vollständig verhüllt, teils so locker, dass es den Blick auf den spröden Betonkern freigibt. Die Stele gehört in eine Reihe von Beckers raumbezogenen Werken, die den Formenschatz der pflanzlichen Natur, Äste, Gräser und Baumrinden, in harten Beton transformieren.
Bader und Becker treten mit „Elwiding“ in eine sichtbare, lebendige Interaktion, in der beide Anteile die Balance halten. Je nach Blickwinkel dominiert der hellgraue Stahlbetonkern als Leitmedium oder aber das grafisch wirkende, silbergrau bis dunkelgrau schillernde Drahtgeflecht, das den helleren Kern dem Betrachter eben nur teilweise enthüllt.